Spielbericht: Die enthauptete Schlange
Nachdem wir die alte Tempelanlage gründlich durchsucht haben, trafen wir schließlich auf einen großen Raum, in dem sich eine Frau befand, die aber wie eine Mischung aus Mensch und Schlange aussah. Allen Anschein nach, war sie der Grund allen Übels, das uns auf diese Insel verschlagen hat. Spöttisch lachte sie uns aus und offenbarte uns, dass sie in Wirklichkeit Iana, die Gefährtin unseres ehemaligen Kapitäns, war. Doch lange konnten wir nicht über die neuen Erkenntnisse sinnieren, da wir augenblicklich von untoten Kreaturen angegriffen wurden, die sie zu ihrer Hilfe beschworen hatte.
Nach einem kräftezehrenden Kampf gelang es uns schließlich ihre Wächter und unseren orkischen Begleiter, Ausk, zu überwältigen (sie hatte es geschafft, ihn auf irgendeine Art und Weise magisch zu kontrollieren),woraufhin sich unsere Gegnerin im wahrsten Sinne des Wortes in Luft auflöste, indem sie ein seltsames Ritual durchführte, und durch einen sich in der Decke befindlichen Schacht entkam.
Nach dem erfolgreichen Kampf kümmerten wir uns gegenseitig um unsere Verletzungen und als auch eine nähere Untersuchung des Raumes keine neuen Erkenntnisse einbrachte, beschlossen wir, das unheilvolle Ritual, welches Iana dazu benutzt hatte sich in Rauch aufzulösen, ebenfalls durchzuführen. Dazu musste eine riesige Statue, die sich am Ende des Raumes befand, mit Blut benetzt werden. Jeder, der dies auch tat, verwandelte sich samt Kleidung und Ausrüstung in eine Gestalt aus Rauch. Die Bewegung in diesem Zustand stellte sich als ungewöhnlich kompliziert dar, da es weder eine direkte Verbindung zum Boden gab, noch irgendeinen anderen physischen Kontakt mit der Umwelt. Allein durch geistige Kraft vermochte man sich durch den Raum zu bewegen. Natürlich gelang dies den intellektuellen unter uns besser als dem Rest der Gruppe. Aber irgendwann schafften es alle, sich mehr oder weniger graziös durch den Schacht in die obere Etage zu begeben.
Oben angekommen fanden wir einen weiteren Raum vor, der allerdings bis auf die in einer Ecke liegenden, nackten Tasha, leer zu sein schien. Eine kurze magische Untersuchung von seitens Illuins ergab, dass wohl ein Zaubernetz um die Schlafende zu liegen schien. Da es sonst keine Spur von Ianas Alter Ego gab, kümmerten wir uns zunächst um die verzauberte Gefangene. Irgendwie schaffte es irgendeiner der Magiebegabten das Netz zu lösen, woraufhin Tasha ihre Augen öffnete. Verblüfft starrte sie uns an und nach einer kurzen Eingewöhnung fing sie dann auch an uns allerlei Fragen über ihren bisherigen Verbleib zu stellen. Leider konnten wir nicht alle zu ihrer Zufriedenheit beantworten, so dass wir erst einmal beschlossen die Suche nach Iana woanders fortzusetzen, wäre da nicht diese unscheinbare Schrift an der Wand gewesen, die unser Priester Kito auf anhieb entziffern konnte. Die Inschrift berichtete von eine alten Azlanti-Stadt namens „Saventh-Yhi“ in der eine Person oder auch ein Wesen namens „Ydersius“ geköpft worden sein soll. Ydersius soll wohl der Anführer der Zura-Sekte, die den Vampirismus und auch Untote anbeteten, gewesen sein, deren Anhänger aus der Stadt verbannt wurden.
Während Kito uns allen die spannende Geschichte vorlas, konnte ich nicht umhin kommen, eine kleine Tafel in der Wand zu entdecken. Allen Warnungen zum trotz, beschloss ich die Tafel näher zu untersuchen, da hinter ihr einen geheimem Gang vermutete. Obwohl ich überaus vorsichtig beim Entfernen der Tafel vorging, löste ich einen mächtigen Schutzzauber aus, der mich augenblicklich eine eine grässliche deformierte Gestalt mit Flügeln und überaus langen Fingernägel verwandelte. Aber die Krönung des Ganzen war auch noch, dass sich in der Öffnung hinter der Tafel weder ein Geheimer Gang, noch sonst irgendwelche Schätze befanden. Nur einige nicht erwähnenswerte Gegenstände, die alle unseren Magiern zu gute kamen (wem denn auch sonst?) konnte ich befreien.
Auch gab es in dem kleinen Raum eine zweite Statue, die genauso aussah, wie die Statue aus dem Raum, aus dem wir hierher gekommen waren, so dass wir dann alle wieder das In-Rauch-Auflösen-Ritual durchführten, um gemeinsam nach unten zu schweben.
Unten angekommen und wieder materialisiert, überschlugen sich plötzlich die Ereignisse, denn auf einmal griff Illuin mit einem Flammenstrahl Tasha an. Dann folgten Kito, Ausk und auch unser Rächer der Unschuldigen,der anscheinend nicht außen vor gelassen werden wollte. Ehe ich dazwischen gehen konnte und die Angreifer zur Rede stellen konnte, war der Kampf auch schon vorüber und vor uns lag tot auf dem Boden die Leiche der Schlangenpriesterin, die sich als Iana ausgegeben hatte.
Weiteres Erkunden der Ruinen ergaben einige interessante Offenbarungen. So soll dieser Tempel schon lange vor dem Eintreffen der Zura-Kultisten existiert haben und die ursprünglichen Erbauer wurden von den Neuankömmlingen versklavt und als Objekte für die Erweckung von Untoten gedient haben. Dies war die entscheidende Information, die Kito anscheinend gebraucht hatte, denn anschließend fing er an diesen Ort im Namen seines Gottes zu weihen. Nachdem die Weihe erfolgreich durchgeführt worden war, begann auch der Tempel bedrohlich zu beben und nur mit Mühe gelang es uns, aus dem Inneren des Tempels wieder auf das Festland zu entkommen. Die Ruinen stürzten hinter uns regelrecht in sich zusammen, was an und für sich genommen, ein wirkliches Schauspiel darstellte, das wir alle mit Erleichterung aus sicherer Entfernung beobachten konnten.
Es dauerte nicht lange, da traten auch zwei bekannte Gestalten aus dem Unterholz auf uns zu: Tasha und die nackte Frau, die ich ständig im Wald herum geistern gesehen hatte. Froh endlich wieder „die richtige“ Tasha bei uns zu haben (ich bin überrascht, dass unser Moralkompaß sie nicht einer hochnotpeinlichen Befragung unterziehen wollte), ging ich mit der nackten Nymphe mit, die mich, wohl eher aus Mitleid denn aus Dankbarkeit, zu dem großen Zauberbaum führte und mich von meinem Fluch befreite. Allerdings musste ich ihr ein Versprechen geben, ihr eines Tages einen Gefallen erweisen zu müssen.
Die restlichen Tagen vergingen relativ ereignislos, bis auf die Tatsache dass manchmal seltsame Dinge um mich herum geschehen. Mal springen kleine Steinchen vor mir weg oder mal bewegen sich kleine Gegenstände um einen Bruchteil eines Spanns. Ich werde das wohl näher untersuchen müssen, sobald wir wieder an Land sind.
Ich vergaß zu erwähnen, dass wir ungefähr eine Woche nach Vernichtung der Ydersius-Priesterin, also am 27. Erastus 4711 AK, ein Schiff zum Leuchtturm locken konnten, das uns mit nach Erenden bringen wird. Wenn alles gut läuft, kommen wir morgen auch schon an. Ich bin schon gespannt, was mich dort wohl erwarten mag…